Der Verein

Geschichte / Chronik

100 Jahre TSV 1895 e.V. Zornheim

In der Zeit vom 24. Mai bis zum 5. Juni 1995 feierte der TSV Zornheim sein 100jähriges Jubiläum. Mit Stolz blicken die Verantwortlichen heute auf die 100 Jahre Entwicklungsgeschichte zurück, in der der Verein von einem kleinen Landturnverein zu einem Großverein mit nahezu 1250 Mitgliedern und 7 Sparten gewachsen ist.

Ein Blick in die Analen der Orts- und Vereinsgeschichte zeigt, daß junge Zornheimer Bürger bereits im Jahre 1862 einen Turnverein gründen wollten, jedoch an der ablehnendem Haltung der damaligen Ordnungsbehörde scheiterten. In der damaligen nachrevolutionären Zeit nach 1848 entstanden überall in Deutschland Turnvereine, die neben den Gedanken des Turnvater Jahn auch den Wunsch nach Freiheit und Einheit Deutschlands verbreiteten. Dies beunruhigte die Landesfürsten, da man mit einer Wiederholung der 48er Revolution rechnete. Entsprechende Anweisungen auf kritische Prüfung solcher Tendenzen an die Ordnungsbehörden waren die Folge, der auch die Zornheimer Sportfreunde damals unterlegen sind.

33 Jahre später, in einem anderen politischen Klima, konnte der Wunsch nach einem Turnverein in Zornheim Rechnung getragen werden. Im Sommer 1895 gründeten 50 Zornheimer Bürger den „Turnverein Zornheim“ unter dem ersten Präsidenten Heinrich Kneib III. Bürgermeister Jean Sieben stellte einen Acker am Ortsrand von Zornheim als Turnplatz zur Verfügung. In den ersten beiden Jahren gehörte der Verein dem Turngau Main/Rodgau an und im Jahr 1897 wechselte der Turnverein zum Rheinhessengau. Die Jahre bis zum 1. Weltkrieg waren geprägt durch den stetigen Aufbau des jungen Vereins sowohl im Bereich der Mitglieder als auch im Bereich der turnerischen Fähigkeiten, fing man ja sozusagen bei Null an. In den alten Protokollen ist nachzulesen, daß in den ersten Jahren ein Turnwart aus Mainz-Hechtsheim zwei bis dreimal in der Woche zu Fuß nach Zornheim kam, um den Sportbegeisterten die Grundbegriffe des Turnens beizubringen. Bereits nach wenigen Jahren konnten die ersten Erfolge einzelner Zornheimer Turner sowie der Musterriege des Vereins bei Turnwettkämpfen im eigenen Turngau und in Nachbargauen gefeiert werden.

Im Ersten Weltkreig ruhte die Vereinsarbeit. Von den 100 Mitgliedern vor dem Krieg kehrten 1919 elf Vereinskameraden nicht mehr nach Hause zurück.

Nach dem Krieg entfalteten die Turner unerwartet schnell wieder ein aktives Vereinsleben. Im Jahr 1920 feierte der Verein sein 25jähriges Stiftungsfest. Schwierig wurden jedoch die Jahre der Inflation 1922/1923. Binnen weniger Monate verschlechterte sich die finanzielle Lage so sehr, daß der Verein die Stromrechnung für das Wintertraining im Vereinslokal nicht mehr aufbringen konnte und deshalb den Trainingsbetrieb auf Sonntagnachmittag verlegte. Ende 1923 betrug der Monatsbeitrag unsinnige 50 Milliarden Mark. Nach der Währungsreform 1924 normalisierte sich die Lage wieder, die Vereinsfinanzierung konnte wieder sichergestellt werden. Nach im gleichen Jahr eröffnete der Turnverein mit einem Festakt den neuen Turnplatz an der Breiten Straße, zunächst auf gepachtetem Gelände. 4 Jahre später, im Jahr 1928 konnte man den Turnplatz mit anliegenden Gelände käuflich erwerben. Seit dieser Zeit verfügt der TSV über einen vereinseigenen Sportplatz, der heute noch für Training und Jugendspiele genutzt wird.

Mitte der 20er Jahre vollzog sich im Verein ein Strukturwandel. Zur Enttäuschung des damaligen Vorstandes erlahmte der Eifer der Turner zusehends und das Interesse am Mannschaftssport stieg im gleichen Maße. 1926 gründete der Verein eine Handballmannschaft Der heutige Ehrenvorsitzende Max Maus (Jahrgang 1911) gehörte dieser Mannschaft an. Er wird in diesem Jahr für seine 65jährige Mitgliedschaft besonders geehrt. 1929 kam Fußball als weitere Mannschaftssportart dazu. Der damalige turnerfreundliche Vorstand billigte dies zunächst nicht und untersagte den Fußballern, auf Vereinsgelände zu spielen. In den folgenden Jahren änderte sich die Meinung langsam und die Fußballer wurden eine achtbare Truppe im Turnverein. 1931 spielte man gegen renommierte Gegner wie Eintracht Frankfurt und Weiskirchen. Im gleichen Jahr wurde ein Spielmannszug ins Leben gerufen, der fortan bei allen Festlichkeiten des Vereins auftrat.

Im Dritten Reich kam es, wie überall in Deutschland, zu nationalsozialistischen Tendenzen im Verein. Dies führte dazu, dass sich immer mehr Mitglieder aus dem Vereinsleben zurückzogen. 1935 wurde der Verein aufgelöst und das Turner- und Sportleben in Zornheim ruhte über ein Jahrzehnt. Der unglückliche Krieg forderte ein zweites mal erhebliche Opfer auch unter den Vereinsmitgliedern. In den allgemeinen Nachkriegwirren war es natürlich auch nicht möglich, 1945 das 50 jährige Bestehen zu feiern.

Am 13. April 1946 gründeten 59 Zornheimer unter dem Vorsitz von Hans Kron den Verein wieder, der dann 1950 unter dem neuen Namen „Turn- und Sportverein 1895 e.V. Zornheim“ ins Vereinsregister eingetragen wurde. Die ersten Jahre nach dem Krieg waren geprägt von der allgemeinen wirtschaftlichen Not. Das bescheidene Vereinsvermögen ging mit der Währungsreform 1948 fast ganz verloren. Die Fußballer tauschten in Mainz Wein gegen die ersten Trikots ein. Im übrigen ist aus dieser Zeit auffallend, daß sich im neuen Verein zunächst ausschließlich Fußballer zusammenfanden. Diese waren auch sofort erfolgreich und holten 1949 den Kreis-meistertitel. Die 50er Jahre standen ganz im Zeichen der langsamen Besserung der wirtschaftlichen Lage. Das Vereinsleben normalisierte sich und bekam einen wichtigen Stellenwert im gesellschaftlichen Nachkriegsleben. 1964 baute der Verein seine vereinseigene Sportplatzanlage an der Breiten Straße aus. Es entstanden Umkleidekabinen, Duschen und Toiletten sowie eine Flutlichtanlage. Der Sportplatz selbst wurde 1960 durch Zukauf von Gelände und einer Flurbereinigung in der heute vorliegenden Form hergerichtet. 1969 ging mit der Gründung einer Damengym-nastikabteilung ein alter Wunsch des Vereins nach der Turnerei in Erfüllung.

Die Situation des TSV Zornheim änderte sich in der Zeit von 1974 bis 1976 grundlegend, als in Zornheim ein großes Neubaugebiet entstand und sich die Einwohnerzahl mehr als verdoppelte. In wenigen Jahren stieg die Mitgliederzahl des TSV über 1000 Mitglieder. Durch den Bau der großzügigen Gemeindehalle 1976 ergaben sich neue Perspektiven für den Sport in Zornheim. Der Verein handelte und gründete in kurzer Zeit die Abteilungen Tischtennis, Volleyball und Herrengymnastik, sowie Jazztanz und Jazzgymnastik. 1981 kam noch die Leichtathletik dazu. Außerdem konnten die traditionellen Abteilungen Fußball und Turnen ausgebaut werden, insbesondere im Bereich der Jugendlichen. Den Abschluß des Aufbaues bildet die im Jubiläumsjahr 1995 gegründete Badmintonabteilung Die sportlichen Erfolge blieben nicht lange aus: die Fußballer steigen 1979 in die Bezirksklasse auf. In dieser hohen Spielklasse spielt man heute noch als einzigste Mannschaft in der Verbandsgemeinde. Der Volleyball-Herrenmannschaft gelang es 1981, in die Verbandsliga aufzusteigen. Die Mädchengruppe Jazztanz erreichte 1987 beim Deutschen Turnfest in Berlin einen 1. Rang. Die Turnerinnen des TSV belegten bei unzähligen Veranstaltungen viele vordere Plätze.

1983 verbesserten sich die Bedingungen für die Fußballer durch die Eröffnung des neuen Sportplatzes an der Hahnheimer Straße. Ein weiterer Höhepunkt im Vereinsleben war 1985 der Bau des zukunftsweisenden vereinseigenen Sportheimes. Rechtzeitig zum 90jährigen Vereinsjubiläums konnte das schöne, geräumige Haus fer-tig gestellt werden. Es ist seit dieser Zeit gesellschaftlicher Mittelpunkt des Vereins.

Voller Stolz blicken die heutigen Verantwortlichen auf diese Geschichte zurück. Der Vorstand unter der Leitung von Reinhold Münzenberger führt einen gut organisierten und solide finanzierten Verein, in dem über 1000 Mitglieder in 7 Sparten Sport treiben. Die größte Sparte ist die Turn- und Gymnastikabteilung mit 480 Mitgliedern, gefolgt von der Fußballabteilung mit 360 Mitgliedern. Insgesamt betreut der TSV über 500 Jugendliche und hat damit auch eine bedeutende soziale Funktion im Leben der Gemeinde. Der Verein beschäftigt über 20 ehrenamtliche und bezahlte Übungsleiter und gibt dafür im Jahr ca. 15.000 € aus.